Die Preisträger*innen des Filmkritikwettbewerbs 2020
Etwa 50 Kritiken wurden von Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Schulformen und Altersgruppen eingereicht.
Die Jury hatte die nicht leichte Aufgabe, aus den vielen guten Kritiken die Preisträgerinnen und Preisträger zu benennen. Dabei konnten vier Preise und ein Sonderpreis verteilt werden. Die Jury bedankt sich herzlich für alle eingereichten Kritiken und würde sich sehr freuen, wenn auch im nächsten Jahr wieder viele Schülerinnen und Schüler mitmachen.
Kritiken und Jurybegründungen
Kritik zu „Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten“
Franziska gewinnt den Besuch des spinxx-Kritikergipfels und den Kinobesuch mit einem Gast aus dem Filmteam.
Begründung der Jury
In ihrer Kritik zu „Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten“ beschreibt Franziska eindrücklich, welche Faszination der Film für sie hält. Präzise arbeitet sie das Thema des Dokumentarfilms heraus, ohne zu viel vorweg zu nehmen, und begründet ihre positive Bewertung stichhaltig: ein informativer Film, der seine Zuschauer*innen mit neuen Erkenntnissen bereichert. Trotz aller Begeisterung ist Franziska aber auch kritikfähig und erkennt, dass Längen einem Film schnell die Spannung rauben können. Sie selbst verzichtet daher auf unnötige Ausschweifungen und bringt ihre Empfehlung mit beeindruckender Formulierungsstärke auf den Punkt.
Die Kritik von Franziska
"Checker Tobi bekommt eine rätselhafte Flaschenpost und lüftet das Geheimnis des Planeten.
Checker Tobis Film beginnt mit dem Dreh eines Piratenfilms. Als er vom Boot gestoßen wird, findet er eine rätselhafte Flaschenpost. Auf der Flaschenpost stehen merkwürdige Rätsel. Checker Tobi geht auf Reisen. Mit Ulla, der Vulkanforscherin, besteigt er einen der mächtigsten Vulkane der Welt. Mit Forschungstaucher Uli sucht er nach dem achtbeinigen Bären. In Grönland findet er das Gedächtnis der Welt. In Indien sucht er nach dem wertvollsten Schatz Indiens und durch diese Reisen erkennt er schließlich das Geheimnis unseres Planeten.
Ich fand den Film super! Ich hatte nicht erwartet, dass unser Planet noch so viele Geheimnisse birgt – in der Erde, weit unten im Wasser, tief im Eis und in den ärmsten Gegenden Indiens. Nicht so gut fand ich, dass sie den Film in die Länge gezogen haben.
Fazit
Durch die vielen informativen Reisen, auf die Checker Tobi uns in seinem ersten Spielfilm mitnimmt, erfährt man Neues und Spannendes über unseren Planeten. Manchmal dauert es etwas zu lange, bis wieder etwas Spannendes passiert."
Kritik zu "Der Junge muss an die frische Luft"
Die Klasse Deutsch C gewinnt den Workshop mit einem Stuntman für die gesamte Klasse.
Begründung der Jury
Die Gruppe Deutsch C hat eine inhaltlich starke und gut nachvollziehbare Kritik zu dem Film „Der Junge muss an die frische Luft“ über die Kindheit von Hape Kerkeling verfasst. Sie geht insbesondere auf den Kontrast zwischen den humorvollen und traurigen Szenen ein und analysiert diese ungewöhnliche Genre-Mischung auf klare und verständliche Weise.
Mit viel Empathie heben die Kritiker die Szene der Beerdigung von Hapes Mutter als besonders beeindruckend hervor und loben die darstellerische Leistung der Schauspieler. Sie schaffen es durch ihre genauen Beobachtungen, die vielen Höhen und Tiefen des Films als starkmachende und hoffnungsvolle Botschaft zu interpretieren und sprechen so im Fazit eine überzeugende Empfehlung aus.
Die Kritik der Klasse Deutsch C
"Hape ist ein sehr glücklicher Junge. Doch plötzlich ändert sich alles.
Es geht um den jungen Hape Kerkeling, der in Recklinghausen aufwächst. Seine Mutter nimmt sich das Leben. Dieses Erlebnis ist sehr schockierend für ihn. Außerdem entdeckt er sein Talent als Komiker.
Das Thema des Films „Familie“ und die Mischung aus dramatischen Szenen und Fröhlichkeit gefällt uns. Der Hauptdarsteller spielt seine Rolle als junger Hape Kerkeling sehr gut. Die Rolle passt zu ihm. Aber auch die Schauspieler in den Nebenrollen spielen exzellent. Rudolf Kowalski in der Rolle des Opas hat uns besonders gut gefallen.
Die Stelle im Film, die uns am meisten beeindruckt hat, ist die Szene bei der Beerdigung. Hape ist verzweifelt. Man spürt die traurige Stimmung.
Durch den Film lernen wir, dass es wichtig ist nie aufzugeben, nach dem Motto: „Egal an was du scheiterst, probiere es neu!“
Fazit
Insgesamt hat der Film uns sehr gut gefallen. Weiterempfehlen können wir den Film für Leute, die eine Mischung aus traurigem und lustigem Inhalt mögen. Der Film zeigt, dass auch wenn etwas Schreckliches passiert, es nicht immer schlecht ausgehen muss."
Kritik zu "They Shall Not Grow Old"
Johanna gewinnt ein DVD-Paket.
Begründung der Jury
Mit ihrer sowohl filmsprachlich wie auch inhaltlich sehr kenntnisreichen Kritik arbeitet Johanna auf beeindruckende und stets nachvollziehbare Weise die Stärken und Schwächen von Peter Jacksons Dokumentarfilm „They Shall Not Grow Old“ heraus. Sie schafft es, ihre Begeisterung für die Methodik des Films in passende Worte zu fassen, benennt dabei dennoch präzise, mit welchen Mitteln oder Entscheidungen der Film einen noch stärkeren Eindruck hätte hinterlassen können. Diese Balance und Reflexionsleistung sind sehr bemerkenswert und neben der sprachlichen Sicherheit ausschlaggebend, die Kritik von Johanna als eine der besten dieses Jahrgangs auszuzeichnen. Bravo!
Die Kritik von Johanna
"Mitreißender Dokumentarfilm über den ersten Weltkrieg von Regisseur Peter Jackson.
Der düstere Dokumentarfilm „They Shall Not Grow Old” vom oscarprämierten „Herr der Ringe"-Regisseur Peter Jackson verbindet Archivmaterial des ersten Weltkriegs mit modernster Technik und das Ergebnis ist unglaublich atemberaubend.
Der Film beginnt mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen unterlegt mit Voiceovern von Zeitzeugen, die ihre Erfahrungen wiedergeben. Er begleitet die teilweise noch sehr jungen britischen Soldaten, die sich anfangs sogar noch auf den Krieg zu freuen scheinen und gar nicht wissen, was eigentlich auf sie zukommt. Dazu ertönt ein beängstigendes, gepfiffenes Lied und plötzlich zoomt die Kamera rein und das Bild wird weiß, die Musik verschwindet. Das Bild verwandelt sich in Farbe und die Aufnahmen werden erschreckend lebendig. Man sieht die Soldaten unter qualvollen Lebensbedingungen an der Front kämpfen. Als der Krieg dann beendet ist, wechselt das Bild wieder in Schwarz-Weiß und lässt einen betroffen mit den Auswirkungen des Krieges zurück.
Die ersten ca. 20 Minuten des Films haben sich etwas gezogen, da man die ganze Zeit auf den Moment wartet, in dem das Bild endlich farbig wird. Obwohl die gesamte Nachbearbeitung sehr beeindruckend ist und eine noch nie da gewesene Einsicht in den ersten Weltkrieg gibt, wirken die Farben doch manchmal etwas künstlich, was aber nicht weiter stört. Die über 100 Zeitzeugen, die den gesamten Film begleiten, geben interessante Einblicke und die verstörenden Bilder von gefallenen Soldaten bleiben noch lange in Erinnerung. Der Assoziationsmontage gelingt es, den Eindruck zu erwecken, dass die noch lebenden Soldaten ebenfalls die danach gezeigten gefallenen Soldaten sind. Dieses Stilmittel hat eine sehr erschütternde, aber auch berührende Wirkung. Durch die realistischen Soundeffekte fühlt man sich, als wäre man mitten im Geschehen drin, was den Film zu einem noch intensiveren Erlebnis macht.
Enttäuschend ist, dass es über 300 Stunden Archivmaterial gibt, aber nur ein kleiner Teil davon verwendet werden konnte. Ab und zu wiederholen sich Szenen und der Film hätte dahingehend ein bisschen mehr Abwechslung vertragen können. Ebenfalls zu bemängeln ist, dass der Film eher eine Dokumentation über britische Soldaten ist, als eine Dokumentation über den ersten Weltkrieg, da wir den Krieg nur aus einer Sicht, der britischen Sicht, sehen.
Fazit
Trotz allem ist der Film allein schon wegen der sehr aufwendigen Nachbearbeitung der Originalaufnahmen sehenswert und für alle, die sich für das Thema interessieren, empfehlenswert. Der Film regt sehr zum Nachdenken an und bleibt einem auf jeden Fall in Erinnerung. Leicht zu schauen ist er jedoch nicht und er nimmt einen sehr mit."
Kritik zu "Die grüne Lüge"
Salima gewinnt ein DVD-Paket.
Begründung der Jury
Die Wahrheit ist oft schonungslos, aber es gibt Wahrheiten, vor denen dürfen wir unsere Augen nicht verschließen. Der Dokumentarfilm „Die grüne Lüge“ hat zumindest Salima die Augen geöffnet. In ihrer ausführlichen Kritik appelliert sie an die Leserschaft, sich ebenfalls mehr mit dem Thema „Greenwashing“ auseinanderzusetzen, das bisher viel zu wenig Raum in der Diskussion um Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit einnimmt. Dabei blickt sie über die bloße Handlung des Films hinaus, geht auf unterschiedliche Darstellungsformen ein und beleuchtet diese kritisch. Besonders beeindruckt hat uns Salimas Reflexionsfähigkeit, indem sie fragt: Wie können Zuschauer*innen das neu erworbene Wissen auf ihren Alltag anwenden? Auch ihre Wahrheit ist hier schonungslos: Darauf gibt der Film keine Antwort.
Die Kritik von Salima
"Sieh der Wahrheit ins Auge!
Der Dokumentarfilm „Die grüne Lüge“ von Werner Boote und Kathrin Hartmann nimmt uns mit auf eine Reise durch die Welt und offenbart dabei die ausgeklügelten Strategien großer Unternehmen, sich umweltfreundlicher darzustellen als sie in Wirklichkeit sind.
Richtig einkaufen – das ist für viele der erste Schritt, um nachhaltiger zu leben, aber wie können wir als Konsumenten wissen, wie grün die Produkte im Supermarktregal wirklich sind? Siegel, die auf diesen Produkten aufgedruckt sind, sollen uns dies verraten. Doch laut Kathrin Hartmann, einer bekannten Autorin und Journalistin, können wir nicht einmal diesen Siegeln vertrauen. Es sei alles nur eine Lüge und diene nur zur Beruhigung unseres eigenen Gewissens.
Nestlé, Unilever und Co. – all diese Unternehmen betreiben „Greenwashing“, sie stellen sich mithilfe dieser Siegel und auch verschiedener Werbespots als viel umweltfreundlicher dar, als sie es wirklich sind. Um ihre Lügen aufzudecken, besuchen Boote und Hartmann verschiedenste Orte, von Palmölplantagen in Indonesien bis hin zum Tagebau Garzweiler in Deutschland.
Mit der Erwartung eines langweiligen Filmes wurde ich im Laufe des Filmes vom Gegenteil überzeugt. „Die grüne Lüge“ erzählt nicht nur von uns Konsumenten, sondern nimmt uns mit in die Zentren der Geschehnisse, wo Menschen an dem Profitwahn der Großkonzerne leiden. Es werden immer wieder Interviews mit unterschiedlichen Menschen aus unterschiedlichen Ländern eingeblendet. Diese Menschen berichten von ihrem Leben und von ihrem Kampf gegen die unnatürliche Ausbeutung der Natur.
Nichtsdestotrotz gibt es auch einige Kritikpunkte. Werner Boote spielt den naiven Konsumenten, während Kathrin Hartmann ihn immer wieder korrigieren muss und ihm vieles erklären muss. Diese „Good Cop Bad Cop“-Taktik wirkt sehr gestellt. Des Weiteren bietet uns der Film keine Alternative. Wie kann ich nun umweltfreundlicher leben, wenn ich nicht weiß, was gut und was böse ist?
Allerdings hat der Film mir die Augen geöffnet, denn jetzt weiß ich, dass ich Siegel und Werbespots kritisch zu hinterfragen habe. „Greenwashing“ sollte ein viel präsenteres Thema sein, da eine Vielzahl von Menschen noch nie davon gehört hat.
Fazit
Ich empfehle den Film allen, die keine Scheu haben, die Wahrheit zu hören. Also würdest du dir den Film anschauen? Ich hoffe, dass ich dir mit meiner Filmkritik helfen konnte."